Die Frage nach der zukünftigen Ausrichtung der Lehre nach der Pandemie beschäftigt derzeit viele Hochschulen. Auch die Hochschulen für den öffentlichen Dienst suchen nach einer neuen Perspektive und einer Neujustierung zwischen digitaler Lehre und Präsenzunterricht. Eine Konferenz zu den aktuellen und zukünftigen Möglichkeiten eines Blended-Learning öffnete viele Einsichten und Perspektiven.
Die beiden Pole „analoge Präsenzlehre“ und komplette „digitale Online-Lehre“ bestimmen derzeit die Diskussion in vielen Hochschulen. Die Frage allerdings, welche digitalen Elemente der Hochschullehre bleiben können und welche nur vorübergehend in der Pandemie eingesetzt wurden, stellt sich nicht nur für die HöD. Dabei kann die aktuelle Situation als ein einmaliges Reallabor verstanden werden, in dem Dinge ausprobiert werden, die in dieser Form wohl niemals ausprobiert worden wären. Insofern gibt es aktuell eine wertvolle Möglichkeit, die entstandenen flächendeckenden Erfahrungen und Erkenntnisse in ein neues Paradigma für die Lehre zu integrieren.
Die Digitalisierung erfolgte bislang eher als langsamer Veränderungsprozess im Sinne einer schrittweisen Organisationsentwicklung. Die Pandemie brachte jedoch ein „knallhartes“ Business Re-Engenineering, mit dem in kurzer Zeit neu gedacht, organisiert und vor allem auch gehandelt werden musste. Dieser Prozess einer integrierten Strategieentwicklung zur Digitalisierung muss mit etwas weniger Druck nun auf der Grundlage zahlreicher neuer Erkenntnisse nachgeholt werden.
In diesem Zusammenhang ist es sehr wichtig zu betonen, dass die ausschließliche Online-Lehre während der Corona-Pandemie immer ein Notbetrieb gewesen ist und eben keine Dauerlösung. Und die Digitalisierung der Lehre bedeutet nicht den Abschied von der Präsenzlehre. Die Lehre der Zukunft wird im Regelfall aus so genannten „Blended-Lösungen“ bestehen – eine Kombination aus analog und digital. „Blended-Learning“ in diesem Sinne eröffnet einen großen Anwendungsbereich und kann viele Potenziale und Vorteile besonders für die der HöD erschließen.
Auf einer ausserordentlichen Konferenz der Hochschulen für den öffentlichen Dienst am 15. Januar wurden vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen zentrale Grundfragen wie auch Fragen nach den konkreten rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen diskutiert.
Der erste Themenbereich der Grundfragen beschäftigte sich mit den Themen der Potenziale, den Wettbewerbsaspekten, den Gestaltungs- und Qualitätsfragen, den Ressourcen sowie mit den möglichen Spezifika der HöD in Bezug auf die neuen Medien. Nicht nur die zuvor eingesetzte Arbeitsgemeinschaft einiger engagierter ForscherInnen aus 9 Hochschulen für den öffentlichen Dienst kamen zu dem Schluss, dass alle Aspekte eine intensive mediale Integration in Zukunft nahelegen. Allerdings gibt es zahlreiche Regelungsnotwendigkeiten bei den rechtlichen und technologischen Rahmenbedingungen. Insbesondere im Prüfungsbereich müssen noch einige Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden, wie die derzeit hohe Anzahl an Präsenzklausuren zeigen.
Nicht zuletzt wurden auf der Konferenz aber auch einige konkrete Pilotprojekte vorgestellt, die einen umfangreichen Bogen zwischen den allgemeinen Rahmenbedingungen und den ganz konkreten Einsatzszenarien digitaler Lehre aufspannten. Nur am Rande erwähnt seien hier die neu aufgebaute digitale Falldatenbank „Fallstedt“ an der Hochschule Osnabrück oder die konkrete Nutzung von Foren und Lehr-Lern-Szenarien innerhalb des Systems ILIAS.
Alle Konferenzteilnehmer waren sich einig, dass das Thema in den nächsten Monaten und Jahren noch wesentlich mehr Schwung aufnehmen und die Arbeit an den HöD prägen werde. Aber schon heute müssen wesentliche Weichenstellungen erfolgen.
Ein Artikel zur Sonderkonferenz ist bereits in der aktuellen Ausgabe des Behörden Spiegels erschienen.